Die AWO – kapitalistische Wölfe im sozialen Schafspelz
Kundgebung gegen die Repressionspraxis der AWO

Fr, 29.4., 14 Uhr, AWO-Zentrale, Berlin

Den meisten Menschen als Kita-Betreiber oder ähnliches bekannt, zeichnet sich die Arbeiterwohlfahrt (AWO) noch durch ganz andere Merkmale aus:

Obwohl die Wohlfahrtsverbände, zu denen neben der AWO noch die Caritas, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie gehören, sich selbst gern als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit stilisieren, sieht die Realität ganz anders aus: Über 600.000 Ein-Euro-Jobs wollen die Bundesverbände der oben genannten Organisationen in diesem Jahr anbieten, die Diakonie beschäftigt bereits 500 JobberInnen und hofft gegen Ende des Jahres auf 3000 gekommen zu sein, der Paritätische Wohlfahrtsverband peilt 2000 Jobs an und alle schreien nach mehr prekär Beschäftigten.

Menschen, die sich an jedem Ort zu jedem Preis verkaufen müssen, werden von den Unternehmern, wie bereits mit billigen und „flexiblen“ Zeitarbeitern, knallhart gegen die Beschäftigten ausgespielt. Die Folgen sind eine Masse an flexiblen Zwangsjobbern die jeden Job annehmen müssen sowie drastische Lohnsenkungen und Entlassungen.

Sehr schlimm treffen diese Maßnahmen die MitarbeiterInnen in den Pflegebereichen der Wohlfahrtsverbände. Hier sollen künftig nur in einem „minimalen Kernbereich“ Fachkräfte eingesetzt werden, die rest-lichen Arbeiten werden von flexiblen, unterbezahlten Arbeitssklaven erledigt. Der Vorsitzende der AWO, Manfred Ragati, brillierte mit seiner Auffassung, das jede/r, der/die bereits ein Kind großgezogen hat, oder einen alten Menschen gepflegt hat eine ausreichende Qualifikation im entsprechenden Berufsfeld besitzt. Auch ohne Ausbildung. Anders ausgedrückt bedeutet das die Reduzierung der Pflege auf einen rein medizinischen Bereich, in dem eine menschenwürdige Pflege zusammen mit Pflegepersonal und Patienten durch schlechte Bezahlung, Arbeitshetze und Kündigungsdruck unmöglich gemacht wird. Und das, obwohl der Sozialverband Deutschland beklagt, das jedes Jahr über zehntausend pflegebedürftiger Menschen aufgrund mangelnder Versorgung sterben.

Die AWO zeichnet sich nicht nur durch Ausbeutung aus. Der Kreisverband Havelland der AWO mit dem Geschäftführer Ralf Schröder betreibt ein Flüchtlingsheim in Rathenow. Bereits 2002 wurde öffentlich bekannt, dass die Sicherheitsfirma, die im Auftrag der AWO die Flüchtlinge „schützen“ sollte, vier Neonazis aus dem Umfeld der „Kameradschaft Hauptvolk“ beschäftigte, die nach Einschätzung des Verfassungsschutzes zum „Kern der
rechtsextremistischen Szene“ von
Rathenow gehört. Nur auf Druck des
damaligen Sozialministers Baaske wurde
der Vertrag mit der Firma Zarnikow
beendet. Ralf Schröder blieb bis zum
März 2003 hart.

Ein weiterer Vorfall zieht sich gerade
durch die Presse: Am 1.November
erging vom Amtsgericht Rathenow das
Urteil im sog. „AWO-Verleumdungs-
Pro-zess“. Hintergrund war die Anzeige
Schröders gegen zwei Bewohner des
Heims, die sich mit anderen in einem
offenen Brief über das Öffnen ihrer Post
durch die Heimleitung & unangemeldete
Kontrollen in ihren Zimmern beschwerten.
Es konnte keine Person überführt werden,
die Briefe geöffnet zu haben. Fakt ist, dass ein Bildungsreferent einem Bewohner eine verschlossene Seminareinladung geschickt hat und einige Tage später von Frau Page, der Heimleiterin, wegen des Seminars angerufen wurde. Seine Durchwahl kann Frau Pagel nur aus dem Brief kennen. Frau Pagel bestritt vor Gericht, etwas von der Verletzung des Briefgeheimnisses gewusst zu haben.

Bereits im November vergangenen Jahres versuchten einige AktivistInnen der „Überflüssigen“ mit einer Besetzung des AWO-Landesverban-des Berlin auf die Ungerechtigkeiten und Schweinereien bei den Wohlfahrtsverbänden aufmerksam zu machen. Es wurden Flugzettel verteilt und eine Kommunikation mit PassantInnen und MitarbeiterInnen gesucht. Der Landesvorsitzende Nisblé rief die Polizei, erstattete Anzeige und im Februar erhielten die AktivistInnen ihre Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruch.

Wir erinnern den Vorstand und die Mitarbeiter der AWO an ihr Leitbild „Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit“!

Wir fordern die sofortige Rücknahme aller Anzeigen gegen AktivistInnen!

Wir fordern die fristlose Entlassung des Geschäftsführers des Kreisverbands Havelland, Jörg Schröder, sowie die Entlassung der Heimleiterin Frau Pagel!

Weiter fordern wir die Staatsanwaltschaft auf, gegen Frau Pagel ein Ermittlungsverfahren wegen uneidlicher Falschaussage einzuleiten!

Gegen Rassismus, Ausgrenzung, Ausbeutung und den ganzen anderen Schrott!
Positioniert euch endlich!

Kundgebung gegen die Repressionspraxis von Staatsanwaltschaft und AWO-Leitung.

Ort: AWO-Zentrale Berlin, Blücherstr.

Zeit: Freitag, 29.4.2005, 14.00