Montagsdemo im Rahmen der Mai-Steine
zu den Themen Hartz IV,
und Rechtsextremismus
im Stadtbezirk Neukölln!
Montag, den 25.4.2005
im Stadtbezirk Neukölln
ab 10 Uhr vor der Arbeitsagentur
Neukölln Sonnenallee 282
(S-Bhf. Köllnische Heide, M41 ab Hermannplatz, Nähe S-Bhf. Sonnenalle)
Infotisch, Beratung zu Hartz IV, Kaffee und Kuchen
Auftaktkundgebung 12 Uhr
Arbeitsagentur Neukölln mit Redebeiträgen
zu Hartz IV, Ein-Euro-Jobs und Erfahrungen aus der Beratungspraxis,
Kultur (Gerald Wolf, Geigerzähler), Warenkorbaktion u.a.
danach Demo und Kundgebung
vor dem Rathaus Neukölln (U-Bhf. Rat
haus Neukölln) mit Redebeiträgen zu Heinz Buschkowsky, Rassismus
und soziale Frage; Kultur (Stefan Körbel angefr.), anschließend
Vokü
Für den Abend ist eine größere Veranstaltung in Neukölln
geplant.
Unterstützt wird dieser Aktionstag von
der Kampagne gegen Hartz IV, der Initiative für monatliche Montagsdemos
und Neuköllner Intiativen wie die Erwerbsloseninitiative in Neukölln
(ERWIN) und Erwerbsloseninitiative Piquetero; Lunte, Projektraum Hermannstr.48
und Olga Benario (angefr.).
Am 1.1.2005 trat das Hartz IV-Gesetz in Kraft, am 3. Januar muckte die Aktion
Agenturschluß noch mal auf, aber dann wurde es ruhig.
Die Betroffenen scheinen resigniert und sind mit dem Chaos auf den Ämtern
beschäftigt. Viele erhielten lange kein Geld, wurden hin und her geschickt,
warteten auf ihre Bescheide und vieles mehr. Hunderttausende Widersprüche
gegen die Bescheide wurden gestellt, nur wenige sind beantwortet. Seit Januar
werden Zuweisungen für Ein-Euro-Jobs von den Arbeitsagenturen verschickt
und inzwischen sind viele Ein-Euro-Jobber sogar in Schulen eingesetzt. Zunächst
"kümmerten" sich die Agenturen um die Jugendlichen unter
25, bauten dort den "Vermittlungs"-Bereich aus.
Wenn sich die Lage in den Arbeitsagenturen beruhigt hat, kommen die Älteren
dran: Eingliederungsvereinbarung, Profiling, Fallmanagement.
Hartz IV wird uns noch lange beschäftigen,
und vielleicht werden sich die Betroffenen wieder mehr wehren, wenn die
Zwänge größer werden aufgrund der Zuweisungen, Sanktionen,
der "Betreuung". Aber der Fatalismus scheint groß, man könne
sowie nichts ändern. Aber es ist nicht nur das, oftmals verhindern
auch politische Einstellungen, daß sich die Erwerbslosen gegen "die
da oben" wehren, lieber wird noch nach unten getreten. Untersuchungen
belegen aber, Arbeitslosigkeit ist keine Ursache von rechtsextremen Einstellungen,
diese werden erlernt. Aber es ließ sich ein Zusammenhang zwischen
Ausländerfeindlichkeit und Arbeitslosigkeit feststellen. Die eigene
Wirtschaftslage und der persönliche Lebensstandard wird schlechter
eingeschätzt, in Folge dessen steigt die Unzufriedenheit mit der Politik,
und in weiterer Folge können ausländerfeindliche Einstellungen
verstärkt werden. Deshalb sind Äußerungen wie die von Heinz
Buschkowsky in dem "sozialen Brennpunkt" Neukölln auch so
gefährlich. Anlaß der Kundgebung vor dem Rathaus Neukölln
ist nämlich das Interview des SPD-Bezirksbürgermeisters Heinz
Buschkowsky, das er der rechtsextremen Zeitung "Junge Freiheit"
gab.
Schon seit langem faselt Buschkowsky von "Parallelgesellschaften"
und davon, daß "Multi-Kulti" gescheitert sei. Nachdem Kritik
aus Parteien kam, bedauerte er das Interview, ihm sei nicht klar gewesen,
wer die Zeitungsmacher sind... Von seinen Aussagen rückte er nicht
ab.
Buschkowsky warf in dem Interview der Gesellschaft Doppelmoral vor, weil
viele Menschen weit mehr empört seien, "wenn Ausländer rechtsextremer
Gewalt zum Opfer fallen, als wenn türkische Frauen aus Gründen
der Familienehre erschossen" würden. "Vermutlich hängt
das mit der deutschen Fixierung auf den Nationalsozialismus zusammen."
Diese dürfe aber nicht davon ablenken, "was heute in unserem Land
geschieht". Und Buschkowsky: " Für die Dinge, die ich heute
ausspreche, wäre ich vor Jahren noch politisch "gekreuzigt"
worden."
Eine "Mafia der Gutmenschen" sei für die gescheiterte Integrations-politik
verantwortlich. Die Ursache des Einflußes dieser "Mafia"
sei die Political Correctness, die aber "in eine defensive Position
geraten" sei. PC ist inzwischen zu einem ultrarechten Kampfbegriff
geworden. Buschkowsky leistet mit seiner Hetzkampagne damit rechten Ideologien
Vorschub und ist als Bürgermeister von Neukölln nicht tragbar.
Für die PDS und die Grünen, die in Neukölln eine Zählgemeinschaft
mit der SPD bilden, war das bisher kein Grund, diese aufzulösen. Die
inhaltliche Zusammenarbeit sei "sehr gut und erfolgreich".
„Ich bin schon da“ (Igel)